Das Gleichgewicht der Welt by Rohinton Mistry

Das Gleichgewicht der Welt by Rohinton Mistry

Autor:Rohinton, Mistry [Rohinton, Mistry]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-11T23:00:00+00:00


»Ich wußte, ihr würdet wiederkommen«, sagte Dina. »Ihr habt euren Koffer vergessen.« Sie schüttelten die Köpfe, und sie sah, wie verschreckt und erschöpft sie waren. »Was ist los?«

»Uns ist ein furchtbares Unglück widerfahren«, sagte Ishvar.

»Kommt rein. Möchtet ihr etwas Wasser?«

»Hahnji, bitte.« Maneck holte es in ihrem Extraglas. Sie tranken und wischten sich die Lippen ab.

»Dinabai, wir haben großes Pech gehabt. Wir brauchen Ihre Hilfe.«

»In diesen unsicheren Zeiten weiß ich nicht, wie sehr ich jemandem helfen kann. Aber erzählt es mir trotzdem.«

»Unser Haus … es ist weg«, sagte Ishvar kleinlaut.

»Du meinst, euer Vermieter hat euch rausgeworfen?« Sie taten ihr leid. »Vermieter sind solche Schurken.«

Er schüttelte den Kopf. »Ich meine … es ist völlig weg«, und er wischte mit der Handfläche durch die Luft. »Es wurde von riesengroßen Maschinen zerstört. Alle Häuser auf dem Feld.«

»Sie haben gesagt, es wäre illegal, da zu wohnen«, fügte Om hinzu.

»Ist das euer Ernst?« sagte Maneck. »Wie können die denn so was tun?«

»Die sind der Staat«, sagte Ishvar. »Die können tun, was sie wollen. Die Polizei hat gesagt, es ist ein neues Gesetz.«

Dina nickte. Sie erinnerte sich, daß erst vor einer Woche Mrs. Gupta in höchsten Tönen von dem neuen Slumbeseitigungsprogramm geredet hatte. Aber was für ein Pech für die Schneider. Die armen. Und in einem hatte sie recht gehabt – sie hatten also doch in einer unhygienischen Gegend gelebt. Gott sei Dank war es Maneck erspart geblieben, mit ihnen zusammen zu essen. »Das ist schrecklich«, sagte sie. »Die Regierung macht Gesetze, ohne nachzudenken.«

»Jetzt weißt du, warum wir das Abendessen absagen mußten«, sagte Om zu Maneck. »Heute morgen war es uns zu peinlich, es dir zu sagen.«

»Das hättet ihr aber tun sollen«, sagte Maneck. »So hätten wir mehr Zeit gehabt, uns irgendwas auszudenken, wie wir euch helfen –« Er verstummte, als er sah, wie Dina zornig die Stirn runzelte.

»Die Miete für diesen Monat war schon bezahlt«, sagte Ishvar. »Jetzt haben wir weder ein Zuhause noch Geld. Könnten wir nicht auf Ihrer Veranda schlafen … für ein paar Nächte?«

Maneck wandte sich mit einem appellierenden Blick zu Dina, die ihre Antwort abwog. »Ich persönlich hätte nichts dagegen«, sagte sie. »Aber wenn es der Mieteintreiber sieht, dann gibt es Ärger. Er wird das als Vorwand benutzen, um zu behaupten, ich würde hier ein illegales Gästehaus führen. Dann werden wir alle, ihr, Maneck und eure Nähmaschinen auf der Straße landen, ohne ein Dach über dem Kopf.«

»Ich verstehe«, sagte Ishvar. Sein Stolz ließ nicht zu, daß er sich gegen die Absage wehrte. »Wir probieren es anderswo.«

»Vergeßt nicht, euren Koffer mitzunehmen«, sagte Dina.

»Können wir ihn für heute nicht hierlassen?«

»Wo denn? In dieser Wohnung kann man sich ohnehin kaum bewegen.«

Angewidert von ihrer Antwort, drückte Om seinem Onkel das Bettzeug in die Hand und hob den Koffer auf. Sie nickten und gingen.

»Du hättest sie doch wenigstens heute nacht übernachten lassen können. Sie hätten gut und gerne in meinem Zimmer schlafen können.«

»Das hätte hundertprozentigen Ärger gegeben. Eine Nacht reicht schon, damit der Vermieter gegen mich vorgehen kann.«

»Und was ist mit dem Koffer? Wieso kannst du ihn



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